…die App ein Nepp?
Digitalisierung, auch im Schadensregulierungsprozess. Ja das ist die Zukunft, so viel ist schon jetzt sicher. Durchleuchtet man einmal sämtliche Prozesse und schaut auf die Strukturen und Abläufe der einzelnen Beteiligten,
die in einem Schadensfall involviert sind, so stellt man fest, dass hier viele Zahnrädchen ineinander greifen. Das System ist schnell, einfach und flexibel, wenn es kracht! Der Glasbruch am Fahrzeug – ist der Ursprung eines unglaublichen Prozesses. Eines immer transparenter werdenden Prozesses!
Das ist doch ein Klacks, so ein Glasbruch einer Autoscheibe. Das zumindest wird dem Fahrzeughalter und/oder Geschädigten jedenfalls immer wieder deutlich gemacht. Dafür gibt es ja Spezialisten in der Werkstatt seines Vertrauens, die nicht nur die Reparatur, nein auch die komplette Abwicklung des Schadens mit der Versicherung übernehmen. Ein klasse Service für den Geschädigten.
Vergessen wir aber nicht die andere Seite. Künftig, im Zeitalter von Digitalisierung, App-Steuerung und Co. fährt man als Geschädigter doch keine Werkstatt mehr an und lässt den Glasschaden von einem netten und kompetenten Mitarbeiter begutachten. Just in dem Moment, in dem der Glasschaden passiert, kann der Geschädigte natürlich mit seinem Smartphone gleich entsprechende Fotos des Schadens anfertigen, die er dann – bequem mit der App seiner Versicherung dorthin versenden kann. Stempel drauf, Freigabe den Schaden regulieren zu lassen und ab in die Werkstatt, die der Versicherer gleich dem Geschädigten wieder auf das Smartphone schickt. So versuchen also immer mehr Versicherer in die Entscheidungsprozesse nach einem Schaden einzugreifen und diese gewollt zu steuern.
ZDK-Vizepräsident Wilhelm Hülsdonk erläutert gegenüber dem Fachmagazin kfz-betrieb hierzu Hintergründe und Vorhaben.
Mit diesen neuen Apps nutzen einige Versicherungsunternehmen den Trend, möglichst viele Lebenssituationen online zu bewältigen. Dies gilt auch für die Versicherer-Apps, die zur Abwicklung eines Unfalls eingesetzt werden sollen. Hülsdonk sieht das eher kritisch, in erster Linie geht es hierbei um das Organisieren von Kostenvorteilen für die Versicherer.
Mit nur wenigen Klicks sollen Autofahrer ihren Schaden melden. Auf Basis der übermittelten Daten wird sehr schnell die angebliche Schadenhöhe festgelegt und ein Festbetrag angeboten. Der Kunde kann wählen: entweder Festbetrag sofort aufs Konto oder Vermittlung an eine Partner-Werkstatt, die dann zum kalkulierten Preis reparieren muss. Den Schaden schätzt ein von der Versicherung beauftragter Prüfdienstleister im Schnelldurchlauf. Das soll nur anhand von Smartphone-Fotos des Geschädigten geschehen – ohne Inaugenscheinnahme des Fahrzeugs oder Freilegen beschädigter Teile.
Da geht Schnelligkeit auf Kosten der Gründlichkeit. Davon profitieren meistens nicht die Kunden, sondern der Versicherer. Sie drängen sich mit aller Macht zwischen Werkstatt und Verbraucher, um davon zu profitieren. Demnächst liefern sie auch noch die Ersatzteile. Solche Pläne gibt es bereits, berichtet Hülsdonk weiterhin.
Wie kann es nur soweit kommen oder warum gehen die Verbraucher darauf ein? Das muss man natürlich die Autofahrer selbst fragen. Häufig wissen sie gar nicht, welche Prozesse hinter den Apps stecken und wie sich diese auswirken. Die Verbraucher wählen den vermeintlich bequemen Weg und erfahren erst beim späteren Werkstattbesuch oder von einem Gutachter von den Nachteilen. Nicht alles, was online machbar ist, ist auch sinnvoll!
Ein Mehr an Aufklärung durch Werkstätten, aber auch durch Verbände und Organisationen ist dringend erforderlich, um nicht die Fäden aus der Hand zu verlieren!
Ihr Redaktionsteam autoglaser.de 04.02.2016 (Martina Weller)