Die Werkstatt in der Pflicht:
Warum Videokameras nach dem Frontscheibentausch kalibriert werden müssen und warum das auch für sogenannte selbstkalibrierende Systeme gilt.
Immer mehr Fahrerassistenzsysteme (FAS), die das Umfeld des Fahrzeugs zu Rate ziehen, bedienen sich der Informationen einer oder mehrerer Videokameras – so z.B. die Verkehrszeichenerkennung, der Fußgängerschutz, das Auffahrwarnsystem, der Stauassistent, der Spurhalteassistent und der Fernlichtassistent.
Damit die Kameradaten korrekt verarbeitet werden können, hat nach dem Ersatz einer Kamera oder dem Scheibenwechsel eine Neu-Kalibrierung zu erfolgen. Denn um eine mögliche Abweichung rechnerisch kompensieren zu können, benötigt die Steuerung einen Bildabgleich des bereits in der Steuerung hinterlegten Kamerabildes mit der neuen Variante.
Durch unplausible Daten der Kamera fallen gleich mehrere FAS aus.
Die meisten Fahrzeughersteller sehen eine statische Kalibrierung ihrer Kamera-Systeme vor. Diese erfordert eine herstellerspezifische Kalibriertafel, die in definierter Höhe und im definierten Abstand exakt parallel zur Fahrachse vor dem Fahrzeug positioniert wird. Außerdem ist ein Diagnosegerät erforderlich, das die Kommunikation mit der FAS-Steuerung aufnimmt und die Kalibrierung initiiert. Hella Gutmann hat mit der Geräte-Kombination mega macs und CSC-Tool eigens eine markenübergreifenden Lösung geschaffen (wir berichteten). Mittlerweile sind 17 Marken abdeckt, darunter auch drei, für die eine dynamische Kalibrierung vorgesehen ist. Z.B. BMW, Ford und Volvo schicken ihre Werkstattpartner zu einer definierten Kalibrierungsfahrt auf die Straße. In diesem Fall ist kein CSC-Tool nötig – wohl aber ein Diagnosegerät, das die Kalibrierung unterstützt.
Somit ist nach wie vor die Werkstatt in der Pflicht. Auch diese Kamera-Kalibrierungen müssen von einem geeigneten Diagnosegerät im FAS-Steuergerät initiiert werden. Außerdem muss der Mechaniker den genau definierten Ablauf kennen, um während der Kalibrierfahrt die nötigen Voraussetzungen zu schaffen. Generell empfiehlt sich, eine wenig befahrene Strecke mit gut sichtbaren Referenzmarken (Schilder, Fahrbahnmarkierungen, etc.) zu wählen, denn genau diese Referenzmarken benötigen die Kameras zur Orientierung. In allzu dichtem Verkehr, bei Nebel, tiefstehender Sonne oder fehlenden Referenzmarken z.B. wegen fehlender Markierungen oder schneebedeckter Fahrbahnen kann sich die Kalibrierfahrt auch einmal in die Länge ziehen oder wird im schlechtesten Fall vom Fahrzeugsystem abgebrochen.
Die dynamische Kalibrierung der kamerabasierten FAS im 5er BMW wird mit dem mega macs initialisiert. Der Fortschritt in Prozent kann live mitverfolgt und das Ergebnis bestätigt werden
Ein Beispiel am 5er BMW zeigt, wie’s geht.
Nach einem Frontscheibentausch eines BMW 525d (F10) ist die dynamische Neu-Kalibrierung der Kamera erforderlich, damit die Funktion der FAS Spurhalteassistent, Fernlichtassistent und Verkehrszeichenerkennung sichergestellt werden kann. In der Software des Diagnosegeräts mega macs sind diese Abläufe fahrzeugspezifisch hinterlegt und der Anwender wird aktiv geführt. Im mega macs-Menü wird der Pfad Diagnose > Grundeinstellung > Frontkamera kalibrieren gewählt. In einem Hilfetext steht, was zu tun ist: ‚Bewegung vor der Kamera provozieren‘ und danach ‚Kamera-Kalibrierung wird gestartet. Hierfür Probefahrt von min. 5 mind. bei ca. 70 km/h durchführen‘. Um die erfolgreiche Kalibrierung sicherzustellen, wird empfohlen den mega macs mit auf die Kalibrierfahrt zu nehmen.
Der mega macs führt den Anwender durch die Kalibrierfahrt und dokumentiert diese nach erfolgreichem Abschluss.
Während der Fahrt lässt sich der Fortschritt live auf dem Bildschirm bis zur 100-Prozent-Marke mitverfolgen. Die erfolgreiche Kalibrierung kann dann bestätigt und dokumentiert werden. Diese Maßnahme sei aus haftungs- und abrechnungstechnischen Gründen mit den Versicherern wichtig begründen die Hella Gutmann-Techniker diesen letzten Schritt.
www.hella-gutmann.com