Strategien, Konzepte und Ideen

Stefan Schmadtke im Interview

3. August 2021

Im Interview spricht die Redaktion von autoglaser.de mit dem Geschäftsführer von Wintec Autoglas Herr Stefan Schmadtke über graue Wolken, das vergangene Jahr in der Corona Krise und über die weitere Entwicklung bei Wintec Autoglas.

AGL: Herr Schmadtke, seit mehr als einem Jahr hat die Corona Pandemie unser aller Leben in weiten Teilen stark beeinflusst. Wie ist bei Ihnen die Stimmung?

STS: Die Stimmung ist ganz ausgezeichnet. Wir sind froh, dass unser Geschäftsfeld Autoglas und nicht der Betrieb von Restaurants oder Messebau ist. Hier sind die Auswirkungen sicher stärker zu spüren.

AGL: Also ist bei Ihnen die Pandemie schon vergessen?

STS:  Nein, so einfach ist es nicht. Die Pandemie hat uns beschäftig, beschäftigt uns aktuell und wird uns sicher auch noch eine Zeit lang beschäftigen. Wir haben die Zeit genutzt, neue Strukturen geschaffen – alle Mitarbeiter sind heute in der Lage zu 100% ortsunabhängig zu arbeiten – neue Ideen und Prozesse entwickelt und es sogar geschafft auf vertrieblicher Ebene neue Chancen zu kreieren. Besonders wichtig ist dabei, dass alle unsere Partner die Pandemie wirtschaftlich stabil überstehen konnten. Und: für mich persönlich das allerwichtigste: Die Pandemie hat Opfer gefordert – aber wir schätzen uns sehr glücklich darüber, dass weder einer unserer Partner noch jemand aus dem Kreis der Kolleginnen und Kollegen dazu gehört.

AGL: Sie sprachen davon, dass Sie und Ihre Partner die Pandemie wirtschaftlich stabil überstanden haben, gab es keine Einbußen durch die Pandemie?

STS: Doch natürlich. Gerade zu Beginn in Frühjahr 2020 war ein Auftragsrückgang zu spüren und auch im Januar dieses Jahres war die Gesamtlage eher schwach. Aber sowohl im letzten als auch in diesem Jahr konnten wir uns mit Entspannung der Lage sehr schnell erholen und wieder Erfolge feiern. Im Versicherungsgeschäft haben wir trotz des Rückgangs im Januar mittlerweile 20% zulegen können. Wir konnten nahezu alle bestehenden Rekorde knacken und liegen damit sogar über dem Vor-Corona Niveau.

AGL: Das klingt ja sehr euphorisch, woher kommt diese Euphorie, was macht Sie so sicher, diesen Trend fortsetzen zu können?

STS: Unsere Strategie setzt auf viele Kanäle zur Auftragsgewinnung. Wo wir früher stärker vom Steuerungsgeschäft abhängig gewesen sind, setzen wir heute auch auf andere Instrumente.

AGL: Welche wären das konkret?

STS: Wir stellen unsere Partner in den Mittelpunkt unserer Arbeit. Wir schaffen Instrumente und unterstützende Maßnahmen, die jeden einzelnen Partner in die Lage versetzen, seine Potenziale und die Potenziale unserer Partnerschaft zu erschließen.

AGL: Welche Ansätze verfolgen Sie hierbei?

STS: Wir legen unser Hauptaugenmerk darauf unsere bestehenden Partner weiterzuentwickeln. Hier liegt viel Potenzial. Trotz Pandemie haben unsere Partner investiert, eigene Infrastruktur erweitert oder neue Standorte eröffnet. Wir haben z.B. in Hamburg einen neuen Standort in zentraler Lage und ein weiterer wird in Kürze ebenfalls im Stadtgebiet folgen.

AGL:  Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Treiber für den Erfolg eines Franchise Partners?

STS: Das ist eigentlich ziemlich einfach. Wir liefern Strategien, Konzepte und Ideen zum Beispiel für regionalen Vertrieb. Da können wir sogar Partner unterstützen, die keine eigene Vertriebsressource haben. Unser Marketingkonzept mit seinen Online- und Offline-Komponenten ist ein weiterer Baustein.

AGL: Werden Sie also auch zukünftig das System eher aus sich selbst heraus entwickeln und vergrößern?

STS: Nein, natürlich nicht ausschließlich. Aber die Pandemie hat uns die Neupartnerakquise nicht gerade erleichtert und die dadurch freigewordenen Ressourcen haben effizient in die Entwicklung des bestehenden Partnernetzes gesteckt. Dass Partnergewinnung trotz Pandemie funktionieren kann, haben wir auch sehen dürfen. Mit der AGM Gruppe konnten wir einen großen regionalen Marktteilnehmer von uns und einer Partnerschaft überzeugen und solche Spezialisten wollen wir auch zukünftig vermehrt in unsere Reihen holen.


Wintec Autoglas AGM GRUPPE Heidenheim

AGL: Man könnte fast meinen, in Ihrer Suppe schwimmen keine Haare oder gibt es doch noch graue Wolken am Wintec Autoglas Himmel?

STS: Ein Haar lässt sich sicher immer finden, man muss nur genau hinsehen. Tatsächlich sehe ich für uns als Unternehmen bei vielen Herausforderungen mehr Chancen als Risiken. Nehmen wir Security Gateway. Ein Thema, das alle in der Automobilbranche auf die ein oder andere Art umtreibt. Wir haben uns im vergangenen Jahr ebenfalls intensiv damit beschäftigt und ein eigenes Competence-Center dafür aufgebaut. Damit haben wir uns bewusst gegen eine Abhängigkeit entschieden. Seit Frühjahr 2020 bieten wir unseren Partnern über dieses Competence Center exklusiv technische Unterstützung an.

AGL:  Damit können Sie Fahrzeuge, die mit Security Gateway Lösungen ausgestattet sind, kalibrieren und diagnostizieren?

STS: Ja, wir haben neben Knowhow auch in Technologie investiert, um unabhängig sein zu können. Unseren Partnern können wir so wesentlich schneller, effizienter und ökonomischer helfen, als dies mit einer externen Lösung jemals möglich wäre. Damit ist schon heute jeder unserer Partner in der Lage nahezu alle am Markt befindlichen Fahrzeuge zu kalibrieren – trotz der Hürden des Herstellers. Gerade für unsere Flottenkunden ist diese Investition wichtig. Damit sichern wir unsere Handlungsfähigkeit und können ein komplettes Servicepaket liefern. Hier werden wir uns dieses und im nächsten Jahr noch breiter aufstellen auch wenn notwendig im LKW-Bereich.

AGL: Welche ökonomischen Risiken sehen Sie auf die Autoglas Branche zukommen?

STS:  Die Kostenentwicklung bei den Materialien und dabei insbesondere bei den Scheiben, wird weiter nach oben gehen. In welchem Umfang die Hersteller diese an uns weitergeben, bleibt abzuwarten. Wenn diese Kostensteigerungen bei uns ankommen sollten, kann ich nur sagen: Wir pflegen mit unseren Kunden und Partnern einen fairen Umgang. Das bedeutet: wie auch schon in der Vergangenheit werden wir hier einen Ausgleich finden, bei dem jeder – wir als Franchisegeber, unsere Partner und die Kunden/Versicherer - einen Teil dieser Last tragen wird.

AGL:  Wo sehen Sie weitere Risiken oder Hemmschuhe?

STS: Ein Thema, das mit dem Wachstum einhergeht, ist die Personalsuche. Passendes Personal ist rar, die Suche aufwendig. Hier können wir unterstützen, damit unsere Partner mehr Ressourcen für das Kerngeschäft und die Entwicklung des Geschäfts haben.

Ein weiterer Punkt, den die jüngere Vergangenheit gezeigt hat und der sich in Zukunft verstärken wird: Alleine ists schwer. Auftragssteuerung, technische Anforderungen – egal wohin man sieht, ergeben sich Herausforderungen, die in einer Gruppe effizienter gelöst werden können. Wir haben für nahezu alle Themen Lösungen und im Hintergrund mit der Innovation Group einen starken Konzern, der mit seiner Plattform Gateway in die wir als Wintec Autoglas ebenfalls eingebunden werden viel bewegen wird. Gateway trifft den Zeitgeist und ist einzigartig in unserem Markt. Hier sehe ich sehr viel Potenzial für unsere Zukunft.

AGL:  Sie sprachen gerade von den Einzelbetrieben, für die es schwer werden könnte. Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund die Kooperation von ATU mit ihrem direkten Mitbewerber Carglass?

STS:  Hier findet ein starker Konzentrationsprozess statt. Der Belron Konzern hat jetzt mit den Marken Carglass, junited Autoglas und seinem Kooperationspartner ATU eine Stellung eingenommen, die durchaus Anlass zur Sorge gibt – vor allem für den Kunden. Ein funktionierender Markt braucht Alternativen, um einen fairen Wettbewerb aufrecht zu erhalten und für faire Preise zu sorgen. Ohne relevante Alternativen wird dies schwerer. Wir sehen uns, auf Grund unserer Versicherungskooperationen und vielleicht sogar auf Grund dieses Konzentrationsprozesses gut aufgestellt und versprechen uns davon einen zusätzlichen Impuls.

AGL: Das Jahr 2021 geht jetzt gerade in die zweite Halbzeit. Was sind Ihre nächsten Schritte und Ziele für die nahe Zukunft?

STS: Ich möchte das Wort eigentlich nicht verwenden, tue es aber dennoch: Digitalisierung. Das wird einer der Schwerpunkte, den wir für uns und unsere Partner und nicht zuletzt unsere Kunden vorantreiben möchten.

Viele Prozesse sind heute schon digital. Viele Prozesse sind aber noch nicht optimal aufeinander abgestimmt. Daran werden wir arbeiten, aber nicht als Selbstzweck. Wir werden damit Vereinfachungen für unsere Partner und damit auch Mehrwerte schaffen. In diesem Themenumfeld sind wir immer auf unsere eigene Anpassungs- und Veränderungsbereitschaft und die unserer Partner angewiesen. Aber wie schon so oft in der Vergangenheit werden wir auch hierbei unserem Ruf als Innovator der Branche gerecht werden. Mit unseren Teams in Stuttgart und Limburg werden wir uns den anstehenden Aufgaben stellen und für alle Beteiligten ein optimales Ergebnis erzielen.

Sollte uns nichts Schlimmeres in Bezug auf Corona bevorstehen, werden wir sicher, wie auch in den vergangenen Jahren, die nächsten Jahre weiter wachsen. Ich freue mich auf jeden, der Teil dieses Wegs sein möchte.

Herr Schmadtke, wir von der Redaktion autoglaser.de bedanken uns für das informative Gespräch!
 
Redaktion autoglaser.de 03.08.2021

Bildquelle: Wintec Autoglas

Autor: AUTO.net GLASinnovation
Quelle: AUTO.net GLASinnovation gmbh

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