Autoversicherung bei Steinschlag

Praxisratgeber zur Schadensabwicklung

Ein Steinschlag in der Windschutz-scheibe steht auf unseren Straßen leider auf der Tagesordnung: Rund zwei Millionen Fälle werden jährlich von Autofahrern in Deutschland gemeldet, der Gesamtschaden liegt bei 1,3 Milliarden Euro.

Dieser Praxisratgeber klärt auf, worauf zu achten ist, um bei der Schadensabwicklung mit der Autoversicherung keinen Ärger zu riskieren und nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben.

  • Wie sich trotz Schaden Ärger vermeiden lässt
  • Welche Versicherung die Kosten übernimmt
  • ADAC Checkliste für reibungslose Regulierung

Ein wichtiger Punkt vorneweg: Mag der Steinschlag in der Scheibe auch noch so kein sein – er stellt unter Umständen auch dann ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar, wenn er das Sichtfeld nicht unmittelbar behindert. Reißt der Schaden während der Fahrt weiter, kann es plötzlich zu großen Einschränkungen beim Blick auf die Straße und zu lebensgefährlichen Situationen kommen. Deswegen ist es immer ratsam, sich sofort erste Hilfe bei einem Fachmann zu holen.

Reparieren oder Austauschen?
Der Mechaniker prüft den Umfang des Schadens und entscheidet dann, ob sich eine Reparatur mittels Vakuumpumpe und Kunstharz lohnt oder die Scheibe komplett getauscht werden muss. Dies ist auf jeden Fall notwendig, wenn nur einer dieser Punkte zutrifft …

  • der Steinschlag einen Durchmesser von mehr als 2 Zentimetern hat
  • nicht im Sichtfeld des Fahrers liegt
  • der Abstand zum Rahmen weniger als 10 Zentimeter beträgt

Abzuraten ist hingegen von den vor allem im Internet beworbenen Do-it-yourself-Methoden: Eine Windschutzscheiben-Reparatur ist nichts für Hobbybastler!

Teil-, Vollkasko oder Haftpflicht: Wer zahlt was und wann?
Selbst Hand anzulegen oder mit dem Schaden einfach weiterzufahren, macht vor allem deswegen keinen Sinn, da dieser durch die Versicherung gedeckt ist. Steinschläge an Windschutzscheibe, Rückleuchte oder Scheinwerfer sind immer ein Fall für die Teilkaskoversicherung.

Zwar enthalten die meisten Policen eine Selbstbeteiligung von durchschnittlich 150 Euro, doch das ist nur ein kleiner Teil der tatsächlichen Kosten: Denn gerade in modernen Fahrzeugen, in deren Scheiben Sensoren und Kameras verbaut sind, beläuft sich ein Austausch mit anschließender Neu-Kalibrierung auf 1.500 Euro und mehr.

Wer auf Nummer sicher gehen will, kann die Teilkasko auch ohne Selbstbeteiligung abschließen. Doch dafür zahlt man je nach Versicherung 10 bis 30 Prozent höhere Beiträge. Wichtig: Eine Hochstufung gibt es im Schadensfall bei der Teilkasko nicht – selbst wenn binnen kurzer Zeit gleich mehrere Steinschlagschäden gemeldet werden müssen.

Die Vollkaskoversicherung wird bei Lackschäden durch Steinschlag wichtig, die Kfz-Haftpflichtversicherung deckt keine Steinschlagschäden am eigenen Fahrzeug.

Kostenübernahme durch die Autoversicherung bei einem Steinschlag

Aspekt Teilkasko Vollkasko*
Glasschäden Ja, für beschädigte Windschutzscheibe, Scheinwerfer, Rückleuchte Ja, für beschädigte Windschutzscheibe, Scheinwerfer, Rückleuchte
Lackschäden Nicht abgedeckt Ja, Lackschäden durch Steinschlag werden abgedeckt
Reparaturkosten In der Regel bei Reparatur in der Partnerwerkstatt ohne Selbstbeteiligung (kann je nach Versicherer und Vertrag abweichen) In der Regel bei Reparatur in der Partnerwerkstatt ohne Selbstbeteiligung (kann je nach Versicherer und Vertrag abweichen)
Austauschkosten Übernahme abzüglich Selbstbeteiligung Übernahme abzüglich Selbstbeteiligung
    *alle Leistungen der Teilkasko sind in der Vollkaskoversicherung enthalten


90 Euro Bußgeld, 1 Punkt – und keine HU-Plakette
Steinschläge im sichtrelevanten Bereich der Scheibe sind übrigens keine Bagatellsache: So wird der Prüfer spätestens bei der nächsten Hauptuntersuchung die Plakette verweigern, so lange der Schaden nicht behoben wird. Und: Gerät man in eine Polizeikontrolle, drohen wegen des mangelhaften Betriebszustandes 90 Euro Bußgeld und sogar 1 Punkt in der Verkehrssünderdatei in Flensburg.


Wie läuft die Schadensabwicklung ab?
Kleiner Stein, große Wirkung: Gerade im Herbst und Winter kann sich Rollsplitt bei höherer Geschwindigkeit zu kleinen Geschossen entwickeln. Wenn es einen erwischt hat, sollte man die Fahrt zum Fachmann nicht lange hinauszögern.

Wichtig dabei: Den Schaden unbedingt vorher bei der Versicherung melden. Da viele mit festen Vertragspartnern zusammenarbeiten, muss der Geschädigte diese zur Regulierung ansteuern. Bei Policen ohne die sogenannte Werkstattbindung ist man bei der Wahl frei und kann zwischen einem Kfz-Fachbetrieb oder einem Autoglaser wählen.

Dieser entscheidet dann, ob die Scheibe getauscht oder vielleicht sogar noch repariert werden kann. Wer auf Nummer sicher gehen will, der sollte ins Handschuhfach ein sogenanntes Scheibenpflaster packen (gibt es für 10 Euro). Damit kann der Steinschlag sofort abgeklebt und verhindert werden, dass Schmutz oder Salz in die kleinen Risse eindringen. Einen Besuch in der Fachwerkstatt ersetzt dies freilich nicht. Dort wird dann die Scheibe professionell repariert oder ausgetauscht. Die meisten Betriebe wickeln dann den Schaden direkt mit der Versicherung ab, so dass für die Geschädigten lediglich die Selbstbeteiligung zu bezahlen ist.

Wie lassen sich Steinschläge vermeiden?
Abstand halten ist die mit Abstand wirkungsvollste Methode, um Steinschläge zu verhindern. Ist genügend Platz zum vorausfahrenden Fahrzeug, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass aufgewirbelte Steinchen oder harte Schmutzpartikel die Scheibe treffen. Vor allem hinter Lkw und Gespannen mit großen Reifen und tiefen Profilen ist besondere Vorsicht geboten. Hier empfiehlt es sich, den gesetzlich vorgeschriebenen Abstand von einem halben Tacho – z.B. 50 Meter bei 100 km/h – sogar noch zu vergrößern.

Eine große Gefahr für Steinschläge sind Baustellenabschnitte, auf denen die Straße verschmutzt ist. Deswegen ist hier besondere Vorsicht geboten. Weitere Risikofaktoren sind auch Schutt- und Kiestransporter sowie Betonmischer. Auch hier können jederzeit kleine Teilchen herabfallen und zum Geschoss auf die Windschutzscheibe werden. Auch hier gilt: Sicherheitsabstand halten und den Überholvorgang gerade auf Autobahnen rechtzeitig einleiten.

ADAC Checkliste: Was tun bei Steinschlag?

  1. Tempo reduzieren, anhalten und die Tiefe des Steinschlags prüfen
  2. Ist der Schaden zu groß, Pannenhilfe wie die Gelben Engel des ADAC rufen
  3. Mit Scheibenpflaster den Schaden abdecken
  4. Versicherung kontaktieren, Schaden melden und Werkstattbindung prüfen
  5. Termin beim Kfz-Fachbetrieb oder Autoglaser vereinbaren
  6. Ggf. Ersatzfahrzeug/Leihwagen organisieren
  7. Vignetten und Plaketten austauschen
  8. Regulierung der Schadensumme mit der Werkstatt besprechen und ggf. Selbstbeteiligung überweisen
  9. Neues Scheibenpflaster besorgen und im Handschuhfach deponieren
  10. An den wichtigsten Sicherheitstipp denken, um den nächsten Steinschlag zu vermeiden: ABSTAND halten (mindestens ½ Tacho)!

 

Fazit
Steinschläge und Glasbrüche zählen zu den häufigsten Schadensfällen bei den Kfz-Versicherungen. Wer sein Auto Teil- oder Vollkasko versichert hat, bleibt bis auf die gängige Selbstbeteiligung zum Glück nicht auf den Kosten sitzen. Und nicht nur deswegen ist es wichtig, bei einem Steinschlag unverzüglich eine Fachwerkstatt aufzusuchen und eine Reparatur oder einen Austausch zu veranlassen. Selbst kleine Sprünge können die Sicherheit des Autos massiv beeinträchtigen, im schlimmsten Fall weiterreißen und während der Fahrt die Sicht nehmen. Zudem drohen bei Kontrollen Bußgelder von 90 Euro und 1 Punkt in Flensburg.
 

Autor: AUTO.net GLASinnovation
Quelle: ADAC e.V.

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